Skip to main content

Frankfurt (Oder), Scharrnstraße

Strassen-Geschichten


Hiermit wird eine zeitlich begrenzte Auswahl von Presseartikeln, hauptsächlich aus dem „Neuen Tag“ (NT), der Frankfurter Tageszeitung der DDR-Zeit präsentiert. Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung erstaunt es, welche globalpolitischen Referenzpunkte in den Baustellenberichten erwähnt werden: Die durch die UNO koordinierte Abrüstung und die Beseitigung von Mittelstreckenraketen sollen eine Garantie für das Fortleben der neuen Scharrnstraße über das Jahr 2000 hinaus garantieren. Die ausgewogene Synthese von Funktion und Gestaltung soll noch lange Jahre den Menschen dienen. Man freut sich über die schnellen Fortschritte der Dimitroff-Brigade. Schließlich muss das Stadtzentrum bis zu den 22. Arbeiterfestspielen (24.-26.6.88) seinen vollen Glanz entwickeln. Im vorletzten Existenzjahr des DDR wird das „Sommermärchen“ verwirklicht, als die Geschäfte, Cafés und Gaststätten (die erste Pizzeria!) zu dem Festival der Arbeiterkultur eröffnen. Die Fußgängerzone avanciert zu einem Boulevard, zu einem Ort des bunten Treibens, der an die Geschäftigkeit der versunkenen Messestadt erinnern soll.

Die nach der Wiedervereinigung erschienenen Pressebeiträge zum neuen Straßenraum sind viel seltener. Die Probleme haben sich verändert, der „Neue Tag“ gehört inzwischen der Vergangenheit an. In den Folgejahren wird die Scharrnstraße selbst ein Problem, weil die vielen Geschäfte weggezogen sind. Der ersehnte Weltfrieden hat die Straße nicht gerettet. In einigen Wettbewerben werden Ideen zu fantasievollen Umbaumaßnahmen gesammelt, doch dabei bleibt es vorerst. Die Universität beschäftigt sich mit der Straße in verschiedenen Formen seit ca. 2010, was aber selten Eingang in die Medien findet. Im Jahr 2018 startet die „Wohnbau“ eine behutsame Sanierung des Straßenraums und der Wohnbauten. Die Totgesagten leben eben länger…


Gedanken zum Bild von Detlef Engler, Baufacharbeiter in der Taktstraße III des WGK, 23 J.

NT, 29.09.1987

„Wir wissen, dass unsere Arbeit viele Menschen berührt (…). Und wir wollen, dass das, was wir bauen, Bestand hat, auch über das Jahr 2000 hinweg. Die prinzipielle Einigung zwischen der UdSSR und den USA über ein Abkommen zur vollständigen Beseitigung ihrer Mittelstreckenraketen stimmt mich optimistisch dafür, daß dieser Wunsch in Erfüllung geht (…)

Wo ein Genosse ist, wird fest zugepackt von Joachim Krüger, Leiter der WGK-Taktstraße II

NT, 09.10.1987

„Für mich aber ist wichtig, dass nicht gejammert wird. Natürlich lief nach dem ‚Frostfebruar 1987‘ plötzlich nicht mehr alles rund. Selbst arbeitsharten Männern des Kollektivs kamen Zweifel, ob wir das alles wieder zur Zeit in den Griff bekommen. Ich habe in unserem Kollektiv immer den Standpunkt vertreten, daß wir nicht zulassen werden, für 1987 geplante Wohnungen nicht fertig zu stellen. Wo ein Genosse ist, dort wird auch ein Weg gefunden, um das gegebene Wort durch die Tat einzulösen. (…). Gut voran geht es bei den Funktionsunterlagerungen, DLK-Annahmestelle, Post, Drogerie, Café, ‚Topfmarkt‘, Getränkestützpunkt – die Bürger sehen mit Freude zu, wie unser Frankfurter Zentrum schöner und zweckmäßiger wird.“

Neue Wohnformen in Stadtzentren

NT, 24.10.1987

„Die Ein-Raum-Wohnung ist dabei als eine spezielle Form des Wohnens zwischen Heimplatz und Mehr-Zimmer-Wohnung einzuordnen. (…) Mit dieser Wohnform kann den Wohnbedürfnissen alleinstehender Bürger jeden Lebensalters Rechnung getragen werden. Jungen Leuten nach dem Abschluß der Lehrausbildung bietet sie erstmals die Chance, in den eigenen vier Wänden individuelle Vorstellungen des persönlichen Lebens mit Freunden, Nachbarn und Verwandten zu verwirklichen. Gerade die Jugendinitiative Mikroelektronik im Halbleiterwerk führt jährlich viele Jugendliche aus der Republik nach Frankfurt (Oder). Die im Bau bzw. in der Projektierung befindlichen Appartementwohnungen werden ihren Aufenthalt angenehm gestalten.“

Die „Dmitroffs“ klotzen tüchtig ran

NT (?) 30.10.1987

Mehr und mehr zeichnet sich das neue Gesicht im Zentrum unserer Stadt ab. Im innerstädtischen Bauen vollbringen die Leute vom Bau täglich große Leistungen, um das Wohnungsbauprogramm in hoher Qualität zu erfüllen. Der Block 220 steht jetzt auf dem Plan. Die Braugrube ist fertig, weil die Brigade "Dimitroff" eine Höchstleistungsschicht am 23. Oktober anlässlich des ersten Tages der diesjährigen UNO-Abrüstungswoche fuhr.

Bilder gleichen Schnittmustern

NT, 19.12.1987

Michael Voll: Vom Betonfacharbeiter und Architekten zum Maler und Grafiker

Neues in Form, Material und Farbe

NT, 20.11.1987

Städtebau und Umweltgestaltung haben bei uns die Zielstellung, durch eine ausgewogene Synthese von Funktion und Gestaltung den Menschen zu dienen. Um dieses hohe Ziel zu erreichen, wirken viele spezialisierte Fachleute in der Planung, Gestaltung und Ausführung mit. Ein Glied dieser Kette ist der Farb- und Oberflächengestalter.

Montage am Block 211 erfolgte planmäßig

NT 24.11.1987

Im innerstädtischen Bauen sind gegenwärtig die Bauarbeiter dabei, den Block 211 in der Kleinen Oderstrasse zu montieren. Das Erdgeschoss ist bereits gesetzt. Nun geht es an die erste Etage. Hier entsteht ein völlig neuer Wohnungstyp mit Einrichtungen und Geschäften.

Bis zum Fest 171 Wohnungen

NT, 03.03.1988

Ein Blick durch die Frankfurter Große Scharrnstraße zur Kleinen Oderstraße. Die Wohnungen in den ersten neuen Häusern hier sind bereits bezogen. Auch die Freiflächen nehmen Stück für Stück Gestalt an. Die Große Scharrnstraße ist ein wichtiger Teil des zweiten Bauabschnitts im Zentrum der Bezirksstadt, also jenes Abschnitts, der bis zu den 22. Arbeiterfestspielen im Juni fertiggestellt wird.

Bereits 742 neue Wohnungen in der Frankfurter Innenstadt

NT, 24.04.88

"Was wir an Schönem in dieser Zwischenabrechnung sahen, das beeindruckt“, erklärte Jochen Hertwig an die Bauschaffenden gewandt. Die Bezirksstadt vervollkommne sich mit der Verwirklichung des Wohnungsbauprogramms ganz augenscheinlich. Gute Ideen des Architekten würden von den Bauleuten zügig und auch kostengünstig und im Interesse der Bürger verwirklicht. Erfreulich sei, daß sich viele Hausgemeinschaften bereits vorgenommen haben, die geschaffenen werte sorgfältig zu pflegen und zu hüten."

Frankfurt - ein gutes Zuhause seiner Bürger

NT, 29.04.1988

"Ja, wir haben Grund zur Freude", sagte Jochen Hertwig zum Abschluss der Begegnung mit den Bauleuten. "Für eure konstruktive und vorwärtsdrängende Suche nach neuen Lösungswegen danken wir ganz herzlich ..."

476 Wohnungen seit Januar gebaut

NT, 06.10.1988

In den ersten acht Monaten dieses Jahres wurden in unserer Bezirksstadt 476 Wohnungen neu gebaut, davon 16 rekonstruiert und 242 modernisiert. Es entstanden in diesem Zeitraum 17 Eigenheime. Durch den Wohnungstausch verbesserten sich für 4632 Bürger die Wohn- und Lebensbedingungen.

Ein „Kaffeekränzchen“ mit Frankfurts Oberbürgermeister

NT, 17.06.1988

Über die Skepsis der älteren Bevölkerung zur Neubebauung: „Man wollte kein Zille-Milleu.“

„18 Künstler des Bezirkes geben mit ihrer Handschrift dieser Straße ihre individuelle Note.“

„Und was sagen die älteren Frankfurter zu ihrer Straße? ‚Einfach großartig ist sie. Wir wohnen schon 20 Jahre hier, man ist sehr stolz, wenn man jetzt Besuch bekommt. Wir wohnen sehr gut. Wir haben jetzt alles vor der Haustür‘, sagte Ruth Thomsen aus der Großen Scharrnstraße 20 und fügte hinzu: ‚Manchmal denkt man ja, es könnte ein bißchen schneller gehen, aber er wird ja an vielen Ecken gearbeitet. Man muß Verständnis haben.‘ ‚Wir wohnen herrlich hier und sind eine wunderbare Wohngemeinschaft‘, antwortete Helmut Decker aus der 30. ‚Wir waren zu Anfang nicht begeistert. Aber jetzt gefällt mir die Straße. Über die Schwierigkeiten wollen wir jetzt nicht mehr reden. Wir haben es überstanden‘, äußere Fritz Czarnetzki aus der Nummer 9. Und Erika Krumbach aus der Scharrnstraße 11 sagte: ‚Schreiben Sie ruhig auch, daß wir uns beim Oberbürgermeister für die nette Einladung bedanken. Wir hoffen, daß es nicht die letzte war…‘

Gut bummelt sich’s auf dem Boulevard

NT, 09.07.1988

"Tausende haben daran mitgearbeitet. Nicht zuletzt auch viele Künstler, die dem Zentrum das besondere Gepräge gaben. Die schöne Gestaltung unserer Bezirksstadt an der Oder wurde mit der gewachsenen Leistungskraft unserer Republik möglich, durch gute Arbeit an jedem Platz in unserem Land."

Große Scharrnstraße

NT, 31.01.1989

"Zu einem schönen Zuhause und einem beliebten Ort zum Bummeln und Verweilen ist für viele Frankfurter und ihre Gäste die Große Scharrnstraße geworden. Sie wurde im vergangenen Jahr fertiggestellt."

Leser an uns: Entdeckungsreise führte in die Große Scharrnstraße

NT, 04.03.1989

„Der tägliche Weg unseres Enkelchens zur Straßenbahn (…) wird nicht absolviert, ohne den dortigen Lieblingsplatz aufzusuchen. ‚Mein Ball‘ hat unsere Maria vom ersten Tag an fasziniert, ehe er nicht gestreichelt worden ist, kann der Weg nicht forgesetzt werden. Es ist doch sehr schön zu erleben, wie unser Nachwuchs Besitz ergreift von solchen Kunstwerken – und daß für unsere Kinder und Enkel solche Dinge zum Alltag in unserer Stadt gehören.“ (Manfred Brunner)

„Was mir als einziges nicht gefällt, sind die bunten Plastiken“ (A. Schmidt)

Wohngebiete der 50er und 60er Jahre weiterentwickelt und vervollkommnet

NT, 10.03.1989

Die schrittweise Umgestaltung und Erneuerung der im Zeitraum von 1956 bis etwa 1963 errichteten Innenstadtbebauung von Frankfurt (Oder) ist ein ebenso interessantes wie zugleich ungewöhnliches und kühnes Vorhaben.

Aus eigener Sicht: Froh über diese Zeit. - Käthe Gerscht.

NT, 04.04.1989

„Sie (Die Große Scharrnstraße) erinnert an das Treiben hier vor etwa 70 Jahren. Und mit der baugebundenen Kunst wird auch der damalige Messecharakter unterstrichen. Da kann man nur sagen: Unsere Stadt hat sich ganz schön gemausert. Wenn ich da noch an die Zeit nach dem Krieg denke, die ich als erste Polizistin in Frankfurt miterlebt habe, bin ich jetzt froh über diese Zeit.“

Die neue Scharrnstraße (Dipl. Ing. Günther Hartzsch)

NT, (ohne Datum, in Planungsphase)

„Bei der bildkünstlerischen Gestaltung werden historische Bezüge in zeitgemäßer Form aufgenommen und Kunstwerke wie ‚Pferde‘ (W. Kreisel), ‚Gaukler‘ (H. Burschik), ‚Historische Bauformen‘ (M. Voll), ‚Ringelnatz in Frankfurt‘ (A. Weidner), ‚Alte Frankfurter Stadtgrundrisse‘ (S. Rachold) oder ‚Fabelwesen‘ (E. Stürmer-Alex) in verschiedenen Formen und Techniken entstehen. Gleichfalls unter Verwendung historischer Formzitate werden drei nischenartige Seitenplätze an der Ostseite der Straße durch jeweils verschiedene Künstler (Prof. G. bondzin, Fr. Stachat, A. Scharfe) mit keramischen Materialien gestaltet, wobei die hier vorhandenen Bäume sorgfältig miteinbezogen werden.“